22. November 2018 – 26. Dezember
Pannésamt
ist die Stoff gewordene Ausgeburt der Hölle. Er sieht wunderschön aus, lässt
sich aber kaum zähmen, geschweige denn dazu bringen, dass er sich flach auf
einen Tisch legen lässt. Um Stoff zuzuschneiden muss er nicht nur das, er muss
auf noch doppelt sein. Schliesslich will niemand mit nur einem halben Kostüm an
die Fasnacht. (Wobei, wenn ich es mir recht überlege… ). Und so ziehe und
zubble ich gefühlte Stunden an dem Stoff herum. Kurz vor dem
Nervenzusammenbruch und einem ernsthaften Rückenschaden (ein Königreich für einen
echten Zuschneidetisch), kapituliere ich schliesslich und halte mich an das
altbewährte Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Was würde ich geben,
wenn bereits alles zugeschnitten wäre.
27. Dezember 2019
Ich
habe jetzt einen Lehrling. Genauer gesagt eine Lehrlingselfe. Da diese eine mir
unerklärliche Scheu gegenüber der
Nähmaschine hegt, kann ich ihr ohne schlechtes Gewissen, das mir so verhasste
Zuschneiden zuschieben. Ich muss gestehen, sie ist um einiges genauer als ich…
Ausserdem macht die Arbeit zu Zweit viel mehr Spass. Böse Zungen behaupten
sogar, ich sei viel effizienter, wenn meine Lehrlingselfe bei mir ist. Das ist
allerdings nur ein Gerücht.
Mit ihrem Eifer bringt meine Lehrlingselfe auch 4
von 5 Blutopfern. In Näherinnenkreisen ist es bekannt, dass für jedes gute
Kleid ein Blutopfer erbracht werden muss. Meine Lehrlingselfe erledigt das
einmal mit der Schere und 3 Mal wahlweise mit einer Steck- oder Nähnadel. Für
alle die sich jetzt Sorgen machen, bis jetzt ist an der Lehrlingselfe noch
alles dran…
8.
Januar 2019
Nähen
ist das Schönste. Wenn unter meinen Händen etwas entsteht, ist das für mich
auch immer ein wenig magisch. Und auch wenn der Pannésamt sich auch beim nähen
ziemlich anstellt, bin ich diesmal die Siegerin. Und so ist heute auch die
erste Elbe geschlüpft.
14. Januar 2019
Was
nicht passt, wird passend gemacht. Dieses Motto begleitet mich seit Beginn
meiner Näherinnen – Laufbahn. In diesem Jahr gilt es ganz besonders. Nicht nur
wegen des vermaledeiten Stoffes, der sich in alle Richtungen verzieht, wenn man
auch nur daran denkt, ihn anzufassen. Ich Naturtalent habe es tatsächlich
geschafft, das eine Kleid zu schmal zu machen. Das ist deshalb so erstaunlich,
weil die letzten Jahre, das Kleid besagter Person grundsätzlich zu weit war.
Darum habe ich dieses Jahr Grösse Puppenkleid genommen. Aber das ist jetzt doch
zu schmal. Und was macht die findige Näherin da? Richtig: Sie sitzt morgens um
4.00 auf ihrem Bett (resp. dem Bett im Gästezimmer ihrer Eltern) und
konstruiert eine Schnürung. Et voilà, Problem gelöst. Und ich weiss jetzt
schon, wer dieses Jahr am längsten hat, bis sie angezogen ist. Reissverschluss
hochziehen geht schneller als Schnürung schnüren.
18. Januar. 2019
Mittlerweile
sind wir schon bei der Detailarbeit. Auch da zeigt sich meine Lehrlingselfe als
äusserst ausdauernd. Mit einer Engels äh nein, Elfengeduld näht sie Perle an
Perle. Auch das letzte Blutopfer ist nun erbracht. Diesmal von meiner Wenigkeit
und auch noch bei meinem eigenen Kleid. Müssen Nähnadeln eigentlich so spitz
sein?
31. Januar 2019
Heute
war fröhliche Bastelstunde mit Lehrlingselfe und Fasnachtsnäherin. Die
Elbenkrone unseres Elbekönigs, lag mir schon lange auf dem Magen. Ich wusste
zwar, wie sie aussehen sollte, hatte aber keinen Plan, wie wir das hinkriegen.
In Zusammenarbeit und Improvisation mit der Lehrlingselfe ist sie nun da:
Unsere Winterkrone. Keine Ahnung, wie wir dieses Teil dann auf dem Kopf von
besagtem Elbenkönig befestigen. Heissleim? Oder wie er selbst vorschlägt doch
Nägel?
13. Februar 2019
Alle
Kostüme und Zubehör sind hübsch verpackt und werden heute von meinem
Fasnachtsatelier (eine Kurve vor dem Mond) in die Fasnachtsmetropole Langenthal
transportiert. (Fast) Alles ist fertig und ich freue mich jetzt einfach darauf,
wenn wir unsere Werke präsentieren können. Wer weiss vielleicht trefft ihr sie
ja unterwegs: Siraryllis, Seraryllis. Soraryllis, der Elbenkönig Sorillon mit
seiner Winterkrone (wenn dieser leicht debil wirkt, heisst das, wir haben doch
die Nägel genommen) und unsere Lehrlingselfe.
Ich freu mich, bis dann!
Eure Fasnachtsnäherin Lila