Samstag, 23. Februar 2019

Erfahrungsbericht einer Fasnachtsnäherin



22. November 2018 – 26. Dezember



Pannésamt ist die Stoff gewordene Ausgeburt der Hölle. Er sieht wunderschön aus, lässt sich aber kaum zähmen, geschweige denn dazu bringen, dass er sich flach auf einen Tisch legen lässt. Um Stoff zuzuschneiden muss er nicht nur das, er muss auf noch doppelt sein. Schliesslich will niemand mit nur einem halben Kostüm an die Fasnacht. (Wobei, wenn ich es mir recht überlege… ). Und so ziehe und zubble ich gefühlte Stunden an dem Stoff herum. Kurz vor dem Nervenzusammenbruch und einem ernsthaften Rückenschaden (ein Königreich für einen echten Zuschneidetisch), kapituliere ich schliesslich und halte mich an das altbewährte Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Was würde ich geben, wenn bereits alles                                       zugeschnitten wäre.



27. Dezember 2019

Ich habe jetzt einen Lehrling. Genauer gesagt eine Lehrlingselfe. Da diese eine mir unerklärliche Scheu  gegenüber der Nähmaschine hegt, kann ich ihr ohne schlechtes Gewissen, das mir so verhasste Zuschneiden zuschieben. Ich muss gestehen, sie ist um einiges genauer als ich… Ausserdem macht die Arbeit zu Zweit viel mehr Spass. Böse Zungen behaupten sogar, ich sei viel effizienter, wenn meine Lehrlingselfe bei mir ist. Das ist allerdings nur ein Gerücht.

Mit ihrem Eifer bringt meine Lehrlingselfe auch 4 von 5 Blutopfern. In Näherinnenkreisen ist es bekannt, dass für jedes gute Kleid ein Blutopfer erbracht werden muss. Meine Lehrlingselfe erledigt das einmal mit der Schere und 3 Mal wahlweise mit einer Steck- oder Nähnadel. Für alle die sich jetzt Sorgen machen, bis jetzt ist an der Lehrlingselfe       noch alles dran…


8. Januar 2019


Nähen ist das Schönste. Wenn unter meinen Händen etwas entsteht, ist das für mich auch immer ein wenig magisch. Und auch wenn der Pannésamt sich auch beim nähen ziemlich anstellt, bin ich diesmal die Siegerin. Und so ist heute auch die erste Elbe geschlüpft.








14. Januar 2019



Was nicht passt, wird passend gemacht. Dieses Motto begleitet mich seit Beginn meiner Näherinnen – Laufbahn. In diesem Jahr gilt es ganz besonders. Nicht nur wegen des vermaledeiten Stoffes, der sich in alle Richtungen verzieht, wenn man auch nur daran denkt, ihn anzufassen. Ich Naturtalent habe es tatsächlich geschafft, das eine Kleid zu schmal zu machen. Das ist deshalb so erstaunlich, weil die letzten Jahre, das Kleid besagter Person grundsätzlich zu weit war. Darum habe ich dieses Jahr Grösse Puppenkleid genommen. Aber das ist jetzt doch zu schmal. Und was macht die findige Näherin da? Richtig: Sie sitzt morgens um 4.00 auf ihrem Bett (resp. dem Bett im Gästezimmer ihrer Eltern) und konstruiert eine Schnürung. Et voilà, Problem gelöst. Und ich weiss jetzt schon, wer dieses Jahr am längsten hat, bis sie angezogen ist. Reissverschluss hochziehen geht schneller als Schnürung schnüren.


18. Januar. 2019

Mittlerweile sind wir schon bei der Detailarbeit. Auch da zeigt sich meine Lehrlingselfe als äusserst ausdauernd. Mit einer Engels äh nein, Elfengeduld näht sie Perle an Perle. Auch das letzte Blutopfer ist nun erbracht. Diesmal von meiner Wenigkeit und auch noch bei meinem eigenen Kleid. Müssen Nähnadeln eigentlich so spitz sein?







31. Januar 2019

Heute war fröhliche Bastelstunde mit Lehrlingselfe und Fasnachtsnäherin. Die Elbenkrone unseres Elbekönigs, lag mir schon lange auf dem Magen. Ich wusste zwar, wie sie aussehen sollte, hatte aber keinen Plan, wie wir das hinkriegen. In Zusammenarbeit und Improvisation mit der Lehrlingselfe ist sie nun da: Unsere Winterkrone. Keine Ahnung, wie wir dieses Teil dann auf dem Kopf von besagtem Elbenkönig befestigen. Heissleim? Oder wie er selbst vorschlägt doch Nägel?




13. Februar 2019


Alle Kostüme und Zubehör sind hübsch verpackt und werden heute von meinem Fasnachtsatelier (eine Kurve vor dem Mond) in die Fasnachtsmetropole Langenthal transportiert. (Fast) Alles ist fertig und ich freue mich jetzt einfach darauf, wenn wir unsere Werke präsentieren können. Wer weiss vielleicht trefft ihr sie ja unterwegs: Siraryllis, Seraryllis. Soraryllis, der Elbenkönig Sorillon mit seiner Winterkrone (wenn dieser leicht debil wirkt, heisst das, wir haben doch die Nägel genommen) und unsere Lehrlingselfe. 



Ich freu mich, bis dann!



Eure Fasnachtsnäherin Lila

Erfahrungsbericht einer Fasnachtsnäherin

22. November 2018 – 26. Dezember Pannésamt ist die Stoff gewordene Ausgeburt der Hölle. Er sieht wunderschön aus, lässt sich aber ...